Michael Wühr von der Seifenmanufaktur Woidsiederei im Gespräch
Angefangen hat es mit dem Schaugarten der Eltern. Oder eigentlich schon viel früher – mit Mutters Liebe und Erfüllung im Garten. Danach kam erst der Schaugarten mit über hundert Rosensorten und viel zu viel Lavendel. Dann die Idee daraus Seife zu machen und dann die Woidsiederei. Und dazwischen viel Liebe für die Natur, das Selbermachen und an einer Idee herumtüfteln.
Der Besitzer Michael Wühr von der Woidsiederei im Gespräch.
Aus was besteht eine Seife?
Eine Seife besteht aus einer Lauge und Fett. So hat jede Seife einen bestimmten Grundanteil an Fett. Und abhängig von dem Mischverhältnis hat die Seife ihre Eigenschaften. Hat die Seife einen hohen Laugenanteil, dann ist die Seife sehr hart und gar nicht pflegend - wie eben eine Kernseife. Besser ist es, wenn der Fettanteil hoch ist, aber dann ist die Haltbarkeit nicht mehr sehr hoch.
Wie kommt man zum Seifenmachen?
Meine Eltern haben einen Schaugarten, in dem sie verschiedene Rosen und Kräutersorten anpflanzen. Da wächst einfach viel. Also fragten wir uns: was macht man denn mit soviel Lavendel? Das war schon lange her - 2009 oder 2010. Zuerst haben wir Sträuße macht, dann haben wir überlegt das ätherische Öl daraus zu destillieren. Doch dann sind wir über das allgemeine Brennrecht gestoßen und dann erfuhren wir, dass man nicht alles und vor allem in beliebiger Menge brennen durfte und deswegen war es schwierig mit dem Verkaufen. Außerdem brauchten wir für 1,5 Liter 3 bis 4 Jahre.
Also fragen wir uns, was wäre die Alternative? Wir haben uns einige Sachen überlegt. Und dann dachen wir an Seifeherstellung und dazu brauchst du Lauge und Schweineschmalz und das haben wir probiert und ich muss sagen, es war eine Seife, aber in einer echt schlechten Qualität.
Wie ging es weiter?
Nachdem ich mich mit Düften auseinandergesetzt habe, ging es um die Farbe und die sollte natürlich schön aussehen. Und wir wollten nichts Künstliches. Es gibt zum Beispiel Gesteinsmehle und Vulkanmehle, die unterschiedliche Farbeigenschaften haben. Irgendwann ging es um die Verpackung, da wir sie nicht einfach so weitergeben konnten. Und ein Motto müsse her. Und genau so ist es entstanden. Natürlich gab es noch kleine Änderung, aber das war das Produkt.
Wann habt ihr eure ersten Seifen verkauft?
2015 und 2016. Da hatten wir nämlich in Zwiesel den Laden ‚Schaufenster der Region‘. Ich habe angerufen und eigentlich wollten sie die Seife gar nicht verkaufen und dann bin ich einfach hingefahren. Die Besitzer meinten dann- ja, sie würden es sich erstmals anschauen und nach 4 Tagen meinten sie, sie brauchen 50 Stück. Sie waren total begeistert und uns wurden die Sachen aus der Hand gerissen. Dann rief Kreuzberg, nahe Freyung an. und sie meinten, sie würden das auch gerne in ihre Dorfladen haben. Und so hat sich das Ganze entwickelt. Und dann ist das erste Hotel auf uns aufmerksam geworden und wollten Gastgeschenken für die Gäste. Mittlerweile haben wir zwölf Verkaufsstellen im bayerischen Wald.
Was ist eure Produktpalette?
Es gibt zum einen unser Wohlfühlseifen. Die sind einfach dazu da, dass man sich etwas Gutes tut. Mit der wäscht man sich jeden Tag. Dann gibt es eine Peelingseife: eine Mittlere und eine Sanfte. Zum Beispiel die Lavendel hat so ein Massageeffekt wegen den Mohnstücken. Dann haben wir auch verschiedene Saisonseifen. So gibt es Frühlingserwachen, Sommernachtstraum, ein Herbstapfel und die bayerische Weihnacht. Dann haben wir es noch als zweites Produkt Badekugeln. Die sprudeln relativ lang – so für 20 Minuten. Ach und dann habe ich zum Beispiel auch die Sorte Woid. Das schmeckt dann nach frischen Wald. Und momentan versuchen wir uns an Waschmittel und Reinigungsmittel.
Wie seid ihr auf den Namen Woidsiederei gekommen?
Der Name ist sehr traditionell. Wir wollten was Regionaltypisches machen, weil wir hier daheim sind. Außerdem hat der Bayerische Wald einen Namen mit dem Nationalpark. Das ist ein guter Anfang. Man kann man sich etwas vorstellen und es verkörpert einfach etwas was wir sind.
Warum der Hirsch als Symbol?
Der Hirsch ist eines der Tiere, die im Bayerischen Wald leben und es ist auch etwas mit Symbolkraft und hat mit der Natur und der Wildnis zu tun.
Wie zeitaufwendig ist das Seifenmachen?
Seit Anfang des Jahres 2018 bin ich selbstständig. Vorher war ich Elektroniker und habe es nebenbei gemacht. Ich entschied mich für die Selbständigkeit. Auf Dauer freute es mich nicht mehr. Auch kamen immer mehr Orte hinzu, für die wir produzieren mussten. Und dann kam ein Weihnachtsmarkt in Regensburg. Der war vor Weihnachten und der brauchte dann Seifen im 4-stelligen Bereich und wir mussten dann zum Teil Nächte durcharbeiten. Ich habe die Seifen gemacht, meine Eltern mussten verpacken und dann hatten wir nicht wirklich Lagerplatz. Und dann habe ich gesehen, dass ich so nicht mehr weitermachen kann und seit 1.1.2018 bin ich selbstständig.
Und dich schrecken auch die Regulierungen nicht ab?
Ich bin ein Fan von Regularien. In der Pharmazie und Kosmetik kann man viel falsch machen bzw. schlecht arbeiten und ich finde es wichtig, dass es dafür Vorschriften gibt. Auch finde ich es super, dass jeder den gleichen Aufwand hat, unabhängig davon wie groß der Betrieb ist. Dann kann man sich absichern, wenn etwas wäre- sowohl für den Kunden, als auch für den Produzenten.
Hat dich die Arbeit verändert?
Wenn man selbständig ist, lernt immer dazu. Man muss sich mit entwickelten. Persönlich kann ich sagen, dass ich das gerade machen, was ich am liebsten mache. Ich kann viel ausprobieren und bestimmen was ich machen möchte. Das ist natürlich ist ein anderes Gefühl. Und der Unterschied zwischen Angestelltendasein und Selbstständig sein ist schon enorm. Auf der anderen Seite habe ich weniger Anonymität. Mich kennen die Leute. ich muss also schon hinter meinem Produkt stehen. Und das tun wir mit Leib und Seele. Das ist schön, weil ich für das bekannt bin von dem ich lebe. Man ist auch mit einer ganz anderen Leidenschaft dabei. Ich habe ich einen ganz anderen Bezug zu meiner Arbeit.
Gefällt dir das Seifenmachen immer noch?
Ja total… man muss sehr präzise arbeiten, so dass die pflegenden Eigenschaften nicht verloren gehen. Das ist der Vorteil zu der industriellen Produktion. Das du dir Zeit nehmen kannst.
Wünsche?
Was haben wir für Wünsche. Ich würde mir wünschen, dass die Gesellschaft allgemein mehr auf natürlich Kosmetik zurückgreift, dass mehr Menschen sich bewusst sind, womit sie ihren Körper pflegen und was sie für Konsequenzen ziehen. Auch was das für die Umwelt bedeutet.
Interview und Fotos: Evi Lemberger
Woidsiederei
Am Grubfeld 6
94209 Regen