Ines Ines Häberlein 05. Dezember 2024

Die Täubchen aus dem Böhmerwald

Eine Handwerkskunst in langjähriger Familientradtion

Es ist bitterkalt und die Straßen sind bereits mit feinem Schnee bedeckt. Wir schlängeln mit unserem Auto über kurvige Strassen, durch tiefe Wälder über die Grenze hinüber nach Horní Planá.

Dort, im Adalbert-Stifter Haus, sind wir auf dem alljährlichen Adventsmarkt mit Herrn Ing. Sarauer verabredet, der in langer Familientradition kleine, filigrane Täubchen schnitzt und damit viele Menschen begeistert.

Als wir ankommen zieht uns sofort ein feiner Duft nach Zimt und Schmalzgebäck, nach Grog und Glühwein in die Nase. Im Hintergrund ist leise Weihnachtsmusik und geselliges Gemurmel zu hören. Sofort spüre ich dieses wohlige, seit Kindheitstagen an vertraute Kribbeln im Bauch. Typisch für die Vorweihnachtszeit. Ein Blick in die strahlendenKinderaugen bestätigen mein Gefühl.

Wir finden Herrn Ing. Pavel Sarauer im Inneren des pittoresken, kleinen Gebäudes in der Nähe des Kamins, wie wir auf Grund der Kälte erfreut feststellen. Es gibt nahezu kein Licht, nur eine kleine Schreibtischlampe erhellt seinen Verkaufsstand und spendet ihm genug Helligkeit um seine kleinen Täubchen zu schnitzen. Er trägt eine derbe Lederschürze, dicke Wollstrümpfe die bis über die Waden reichen und grobe Holzpantoffel. Die Pantoffel trug bereits sein Großvater, wie er uns mit einem kleinen Grinsen erklärt.

Die Täubchen symbolisieren den heiligen Geist und werden zur Weihnachtszeit an den Christbaum gehängt. Ebenso ist es traditionell üblich sie über die Wiege eines Neugeborenen aufzuhängen oder einfach in die Wohnstube über dem Tisch. Beliebt sind sie auf alle Fälle. Wir beobachten Menschen, die neugierig am Verkaufstisch stehen bleiben, die feinen Flügelchen bestaunen und zusehen, wie sich die kleinen Vogelfiguren in ständigen Luftwirbeln hin und her drehen.

Ein wirklich nettes Geschenk. Das denken sich hier viele und so verkauft der ältere Herr fleißig und ist zufrieden.

Die Böhmerwald Taube ist seit einiger Zeit auch eine geschützte Marke, mitsamt Logo. Um sie schnitzen zu können nimmt er weiches Holz, Fichten- oder Lindenholz, welches er mit Wasserdampf geschmeidig macht. Sonst würde das Holz beim Arbeiten brechen. So hat er es von seinem Vater gelernt und dieser wiederum von seinem. Diese Handwerkskunst liegt seit mehr als hundert Jahren in seiner Familie und er führt sie in seiner Freizeit weiter. Das hat ihn bereits in die Zeitung und sogar schon bis ins Fernsehen gebracht, erzählt er uns stolz.

Er ist viel unterwegs mit seinen kleinen Täubchen. Auf der Handwerkerausstellung in der Prager Burg war er schon, in der Nibelungenhalle Passau, auf der Dreiländermesse in Frankreich, in Marienbad, in Deggendorf.... Aber jetzt im Alter, sagt er, wird das ein bisschen viel. Jetzt möchte er langsam ein bisschen kürzer treten.

Das Tauben schnitzen ist eine alte slawische Tradition, das hat man früher auch in russischen und polnischen Familien gemacht. Wie das Tauben schnitzen in seine Familie gekommen ist, weiß er nicht. Das ist schon zu lange her. Für ihn waren die Tauben schon immer ein Teil der Familie. Ob er die Tradition an seine Söhne weitergeben kann ist nicht sicher. Die haben bereits eigene Kinder und sind deswegen viel beschäftigt. Aber wer weiß. Freuen würde er sich schon wenn seine Täubchen weiterhin in der Familie blieben.



Text und Fotos: Ines Häberlein

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Ing. Sarauer - Böhmerwaldttauben
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